Vor kurzem hat die Stadt Mönchengladbach mitgeteilt, einen alten Discounter als Notunterkunft mit bis zu 80 Schlafplätzen zu nutzen. Mittlerweile sind die ersten Betten belegt und es zeigt sich, dass sich die Stadt zwar Gedanken gemacht hat, aber dringend andere Wege gefunden werden müssen. Deswegen beantragt DIE LINKE nun, das Hotel Oberstadt auf seine Eignung als Notunterkunft zu prüfen.
„Ich war verwundert, dass die Umbaumaßnahmen schon fertig sind“, sagt der Fraktionsvorsitzende Torben Schultz, der sich am Montag die Notunterkunft in einer ehemaligen Aldi-Filiale anschaute, „Alles, was wir gegen diese Art der Unterbringung vorbringen, wurde bestätigt. Es gibt keine Privatsphäre, und Lärm dringt ungehindert durch die Halle. Die einzelnen Parzellen zum Schlafen sind zu beiden Seiten hin nur mit Stoff abgehangen. Weder können Familien mit ihren Kindern sich irgendwo vernünftig zu einem Gesellschaftsspiel zusammensetzen, noch finden die oft traumatisierten Flüchtlinge irgendwo Ruhe. Besser als Zelte ist das ganze zwar, aber akzeptabel ist es trotzdem nicht.“
Für DIE LINKE zeigt das beim Besuch Gesehene deutlich, dass ein Konzept entwickelt werden muss, das keine Sammel- und Massenunterkünfte zum Ziel hat, sondern eine individuelle Unterbringung. Seit 2010 drängt DIE LINKE auf Lösungen wie in Leverkusen. Dort werden die Flüchtlinge auf dem freien Wohnungsmarkt untergebracht. Das ist besser für die Betroffenen, und es verhindert eine Konzentration, die eine Gefahr zur "Ghettoisierung" birgt. Und zu guter Letzt ist es auch noch kostengünstiger!
Aus der Not heraus werden in Mönchengladbach nun häufiger Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht. „Das beweist, dass es geht. Und wäre dieser Weg früher gegangen worden, hätten wir jetzt nicht diese Probleme“, meint Schultz, „Da zu spät und mit den falschen Ansätzen auf die steigenden Flüchtlingszahlen reagiert wurde, sehen wir auch, dass im Moment schnell zusätzliche Plätze her müssen. Deswegen haben wir nun im Sozialausschuss den Antrag eingebracht, zu prüfen, ob das leerstehende Hotel Oberstadt, das der Stadt gehört, genutzt werden kann. Auch wenn es dann keine eigenen Wohnungen sind, die zentrale Lage ist optimal. Lediglich für Kochmöglichkeiten müsste gesorgt werden.“
Weiteres zur Notunterkunft Aldi:
Die typischen Discounter-Glas-Schiebetüren am Eingang sind so geschaltet, dass eine Art Luftschleuse entsteht und kaum kalte Luft reinziehen kann. Im Gebäude wird auf etwa 20 Grad bei Tag und Nacht geheizt. Im vorderen Bereich befinden sich etliche Stuhlreihen, so dass dieser eine Art Gemeinschaftsraum darstellen soll, aber den Flair einer Bahnhofswartehalle hat.
In der Mitte ist ein großes Rechteck aus Spanplatten aufgebaut, das in Querrichtung mit Trennwänden aufgeteilt ist. So entstehen nach oben offene Schlaf-Parzellen wie sie im Bild zu sehen sind. Zu beiden Seiten haben sie einen großen Eingang, aber keine Tür. Die bereits belegten „Separees“ sind auf beiden Seiten nur mit Stoff abgehangen. Einige Bewohner haben sich die Spinde in der Mitte als Raumteiler aufgestellt.
Im hinteren seitlichen Bereich der Halle gibt es ein paar Kochplatten, Kühlschränke und Spülen. Zum Waschen und Duschen stehen mehrere beheizte Container vor der Halle. Toiletten befinden sich in weiteren beheizten Containern vor dem Gebäude. Allerdings fehlen an allen Containern Türschließer, so dass die Türen oft offen stehen und die Wärme nach draußen zieht.