22. Februar 2015   Aktuelles - Allgemeines
Bericht über die Notunterkunft für Flüchtlinge in der Sporthalle:

Dieser Bericht ist eine Ergänzung zu der PM der Linksfraktion Mönchengladbach „Stadt setzt positive Grundstimmung gegenüber Flüchtlingen aufs Spiel!“ Darin wird von DIE LINKE kritisiert, dass eine Halle, die für den Schulsport gebraucht wird, von Flüchtlingen belegt wird, obwohl anderer Leerstand in der Stadt genutzt werden könnte.

Seit dem 18.02.2015 nutzt die Stadt die Turnhalle der Grundschule in der Wilhelm-Strauß-Straße als Notunterkunft für Flüchtlinge. Am 21.02.2015 besuchte der Fraktionsvorsitzende Torben Schultz die Notunterkunft. Hier ist sein Bericht:

Die Turnhalle ist durch Bauzäune vom Schulhof abgetrennt und somit nicht über die Wilhelm-Strauß-Straße erreichbar, sondern nur hinten herum über die Bendhecker Straße. Das mag für den Schulalltag eine pragmatische Abgrenzung sein, jedoch hindert es zumindest am Wochenende auch die Flüchtlingskinder, den Schulhof mit einem schönen Spielplatz zu nutzen. Und viel mehr ist der geringe Platz zwischen der Turnhalle und dem Bauzaun als Trennlinie zum Schulhof fraglich. Da passen gerade mal zwei Container für Duschen und Toiletten hin, die noch nicht einmal angeschlossen sind. Das heißt, derzeit gibt es nur je ein WC pro Geschlecht im Keller. Die Container für die tägliche Hygiene werden wohl erst kommende Woche angeschlossen und sind dann nur über den Notausgang der Halle erreichbar. Integration und Zusammenleben vorleben geht anders!

Der abgesperrte Eingang

Auch der Eingang der Halle ist durch Bauzäune vom Schulbereich getrennt, genau da, wo die Feuertreppe der Schule runterkommt. Das alles zeigt, wie „einkaserniert“ die Flüchtlinge sind, obwohl Platz da wäre. Diese Unterbringungsart wirft aber vor allem auch Fragen zum Brandschutz auf. So viel Leerstand kann angeblich genau wegen unzureichendem oder fehlendem Brandschutz nicht genutzt werden. Aber hier führt der Notausgang der Halle plötzlich nur noch in einen abgesperrten Bereich, der gerade zwei Container beinhaltet, und gleichzeitig wird der Fluchtweg aus der Schule heraus verengt.

Da muss die Frage erlaubt sein, ob vielleicht mit verschiedenen Maßstäben gemessen wird?

Schlimmer wird es nun im Inneren der Halle. Habe ich schon die provisorischen Trennwände im ehemaligen Aldi auf der Aachener Straße kritisiert, weil sie eben nur mit Vorhängen verschlossen und nach oben offen keinen Schutz vor Lärm bieten, so wartet hier etwas ganz anderes: Ein Raum für alle … und alles offen!

Die Schlafplätze

Auf der einen Seite befinden sich meist in Zweierreihen und als Etagenbett, auf der anderen Seite nur in einer Reihe, aber auch vorrangig als Etagenbett die Schlafplätze. Die von der Stadt angekündigten Feldbetten sind allerdings qualitativ durchaus o.k. Nur stehen so in einer Turnhalle ohne jegliche Abgrenzung etwa 50 Betten. Derzeit sind etwa 25 belegt, nächste Woche wird noch mal die gleiche Anzahl Flüchtlinge erwartet.

Eine Ecke der Halle ist frei gehalten für Essen und einen „Arbeitsplatz“ für das Security Unternehmen Schmitz. Das DRK bringt nach Angaben der Flüchtlinge mittags warmes Essen und ansonsten stehen morgens und abends belegte Brötchen bereit. Beschwerden über die Verpflegung gibt es nicht, allerdings scheint das DRK hier über ehrenamtliche Leistung mehr zu bieten als von der Stadt beauftragt. Das wird zu prüfen sein. So wie ich es gesehen habe, ist es als Nothilfe o.k., aber keinesfalls über einen längeren Zeitraum akzeptabel. Nur als Vergleich: In der Notunterkunft im ehemaligen Aldi gibt es wenigstens Kochstellen.

Aber es sollte nicht verschwiegen werden, dass die Flüchtlinge sich nicht über die Versorgung beschwert haben und mir gegenüber Dankbarkeit geäußert haben, dafür dass sie es warm und ein Dach über dem Kopf haben. Erst auf Nachfrage gaben sie zu, dass die Schlafsituation so ganz ohne Abtrennung doch belastend ist. Zumindest wenn es länger so bleibt, sei es nicht ertragbar. Nur sind es jetzt gerade mal vier Nächte gewesen in einer halb belegten Halle. Wie soll sich das entwickeln, wenn nächste Woche die Halle voll ist und es eben nicht vier Tage, sondern vier Wochen werden?

Ich habe also viel Dankbarkeit erfahren. Ich bin es, der sich fragt, ob ein reiches Land wie Deutschland nicht doch mehr tun sollte?

Ich bin es, der klar stellt, dass schon der Aldi-Markt der Politik als Notlösung verkauft wurde und keinen Monat danach schon dauerhafte Realität ist. Wie will die Stadt garantieren, dass in der jetzt genutzten Turnhalle nach Ostern Schluss ist?

Diese Halle darf so nicht dauerhaft bleiben! Das ist der Schule nicht zuzumuten, da der Sportunterricht wieder laufen muss, und meine Bilder zeigen, dass so auch nicht auf Dauer Flüchtlinge leben können.

Und es ist auch merkwürdig, dass mir berichtet wurde, dass es bei Regen etwas von oben in die Halle reintropft. Das ist zum Schlafen ganz sicher nicht o.k. ABER, das ist auch für eine Sporthalle nicht o.k.! Meine Bilder beweisen, dass es da ein Problem gibt. Müssen erst Flüchtlinge einziehen, um zu zeigen, wie die Stadt ihr Eigentum vernachlässigt?

Schimmel im Dach

Und so komme ich abschließend in den ersten Stock. Hier sind die Umkleidekabinen. Ein paar Tische reingestellt und so ist es ein Aufenthaltsraum?!

Ja, das geht für ein verlängertes Wochenende bei einer Jugendfreizeit. Habe ich so oft genug selber erlebt, und es war immer o.k. ABER es ist nicht ein Spaß-Wochenende, was die Flüchtlinge hier erfahren. Solche Zumutungen scheinen sich entgegen aller Versprechungen der Verwaltung zu manifestieren. Das ist nicht hinnehmbar!

Gerade, da wenige Meter entfernt das alte Finanzamt steht. Der Haupteingang ist mit einem Brett zugehauen, der Briefkasten auch. Alles, was diese Sporthalle bietet, kann doch dieser Leerstand wie viele andere Leerstände auch locker bieten!

Da müssen wir ran! So geht es nur ein ganz paar Nächte, danach haben wir Probleme, die sicher keiner will. Möglich ist, was wir möglich machen und kosten wird es auch nicht mehr.


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