Müssen wir wirklich nach so jemanden heute noch eine Straße benennen?
"Wie oft sind wir geschritten
Auf schmalem Negerpfad....
Mit Trägern und Askari
heia, heia Safari!"
(Paul von Lettow-Vorbeck – aus seinem antisemitischen und völkischen Schundroman „Heia Safari“)
„Die Askari sind Urjuden“ (Paul von Lettow-Vorbeck)
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sprach am 08. Juli 2015 in der „ZEIT“ erstmals von einem Genozid, also Völkermord, an den Herero und Nama im damaligen Vernichtungskrieg (1904 – 1908) in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia). „An den heutigen Maßstäben des Völkerrechts gemessen war die Niederschlagung des Herero-Aufstands ein Völkermord. Der Krieg der Deutschen sei ein „Rassekrieg“ gewesen“, so die Aussage des Bundestagspräsidenten.
Für diesen Aufstand, der insgesamt 700.000 Todesopfer kostete, ließ sich Lettow-Vorbeck 1904 gezielt nach Deutsch-Südwest schicken. Neben dem Generalleutnant Lothar von Trotha war Lettow-Vorbeck einer der Hauptverantwortlichen in diesem Völkermorddrama. Sie beide waren an ca. 75.000 Morden an Hereros und Namas beteiligt. Für diesen Feldzug galt die auch später bei den Nazis angewandte Taktik der „verbrannten Erde“. Nicht nur Gefangene wurden dabei kaltblütig erschossen, sondern auch eigene verwundete Soldaten. Neben dem britischen Historiker Illiffe bestätigte auch der deutsche Historiker Helmut Bley, der für die Stadt Hannover ein Gutachten zu Lettow-Vorbeck erstellte, diese Grausamkeiten. Die Askari (dienten den Deutschen teilweise als Söldner), von Lettow-Vorbeck „Verlogen“ und „Urjuden“ genannt, nannten Lettow-Vorbeck „Herr, der unser Leichentuch schneidert.“
Auch der Deutschlandfunk berichtete erst im letzten Jahr (05.04.15) ausführlich, dass Lettow-Vorbeck nachweislich für nachfolgende Kriegsverbrechen verantwortlich war: Einsatz von Dumm-Dumm Geschossen, Vergiftung von Wasserbrunnen, Tötung von Deserteuren durch Strangulation, Tötung eigener verwunderter Soldaten, Folter und Mord an verletzten Gefangenen. Ebenso kam es zu Vergewaltigungen. Weiter ordnete er Strafexpeditionen gegen bestimmte Dörfer an, welche keine Lebensmittel liefern konnten. Dabei wurden, wie der Deutschlandfunk berichtete, summarisch Afrikanerinnen und Afrikaner ermordet und die Dörfer ausgeplündert. Das Motto des Kaisers „Kein Pardon wird gegeben“ fand in ihm einen glühenden Fanatiker.
Angesichts dieser erschreckenden und auch der teilweisen neuen Erkenntnisse über den Kriegsverbrecher hat die Linkspartei nach langer Diskussion nun beschlossen, dem Anwohnerwillen der in der Lettow-Vorbeck-Straße wohnenden Menschen nach Beibehaltung des Straßennamens nicht zu folgen. „Es ist zwar verständlich, dass die Anwohner (56:6 gegen die Umbenennung) über einige Ämtergänge bei einer Umbenennung verärgert wären, aber hier muss man auch das Ansehen der Stadt und vor allem die verbrecherische Vita des Namensgebers der Straße sehen. Wir haben hier in der Stadt ein Bündnis gegen Extremismus und Rassismus und dann kann es einfach nicht sein, dass wir trotz des heutigen Kenntnisstandes über diese Person es weiter zulassen, eine Straße nach diesem Mörder, Antisemiten und Rassisten zu benennen. Es gibt in der gesamten Bundesrepublik nur noch acht Städte, die eine Lettow-Vorbeck-Straße haben und Mönchengladbach gehört natürlich wieder mal dazu. Gerade erst hat die Stadt Hannover mit allen Fraktionen zusammen diesen Fauxpas behoben. Ich denke mal, dass dürften wir angesichts der Schwere der Verbrechen des Straßennamensgebers auch in Mönchengladbach hinbekommen,“ begründet Ratsherr Mario Bocks den Wunsch der Linksfraktion nach Umbenennung der Straße.