Dies wäre vermutlich die Rede von Helmut Schaper am 16.3. im Rat Mönchengladbach zum Thema Neubau der Stadtbibliothek gewesen, wenn nicht kurz zuvor das Ende der Ampel verkündet worden wäre und sich so die Sitzung vermutlich ganz anders entwickeln wird. Trotzdem bleibt diese Rede für die Diskussion um die Bibliothek wichtig und soll deswegen hier veröffentlicht werden:
In der Diskussion über die Zukunft der Stadtbibliothek wird speziell von den Gegnern eines Neubaus immer wieder an die Vernunft appelliert.
„Mögen sie doch bitte wieder auf den Weg der Vernunft zurückfinden“, so wird der fromme Wunsch formuliert.
Bei den Gegnern des Neubaus reduziert sich die Vernunft auf die simple Frage, ob ein Neubau teurer ist als die Sanierung.
Wer für einen teureren Neubau ist, der ist unvernünftig, um nur mal die gelindeste Formulierung aus den Diskussionsbeiträgen der letzten Zeit zu wählen.
Und nur der ist vernünftig, der sich für die preiswertere Sanierung einsetzt.
Selbst wenn ich mich auf diese reduzierte Sichtweise beschränke, komme ich nicht zu dem Ergebnis, dass die preiswertere Sanierung vernünftiger wäre.
Zitat aus der Berichtsvorlage 333 aus dem Jahr 2010:
„Im Endergebnis bliebe allerdings das Problem erhalten, dass das Gebäude der Zentralbibliothek in seinem Altbestand nach wie vor sehr unübersichtlich und für einen modernen Bibliotheksbetrieb problematisch ist.“
Nennen Sie mir doch bitte einmal einen Unternehmer, der Firmeninvestitionen tätigt, wenn im Ergebnis bei seiner Firma der problematische Zustand immer noch bestehen bleibt. So unvernünftig ist kein Unternehmer. Reden sie uns also nicht ein, dass Investitionen in Höhe von 9 Millionen Euro, die keine Zukunftsperspektiven eröffnen, vernünftig sind.
Vernunft in der Diskussion setzt da an, wo über Notwendigkeit und Nachhaltigkeit in dieser Frage gesprochen wird.
Notwendig ist eine neue Bibliothek, weil die alte dem „bibliothekarischen Standard“ nicht mehr erfüllt. Danach wäre unter Abzug der Bibliotheken in Rheydt, Rheindahlen und Giesenkirchen eine Größe von 5000 – 7000qm notwendig. Diese Größe erreichen sie an der Blücherstraße nicht. In dieser Größenordnung wären dann auch die drei Sammlungen integriert. Eine Ausgliederung würde einerseits zusätzliche Kosten und dauerhafte Folgekosten verursachen. Solche Sammlungen gehören nicht ausgelagert. Sie sollten uns mit Stolz erfüllen, dass wie sie haben und dementsprechend auch präsentieren.
Notwendig ist eine neue Bibliothek auch, weil sich seit 1964, seit fast 50 Jahren viel verändert hat. Allein wenn sie nur die Jährlichen Neurescheinungen von ca. 70.000 Exemplaren nehmen, wird deutlich, dass diese Bibliothek für den heutigen Medienbestand und für eine moderne Funktionalität zu klein ist.
Notwendig ist eine neue Bibliothek auch, weil sich die Lesegewohnheiten verändert haben. Da kommt nun: E-Book braucht nicht so viel Platz. Das stimmt. Geht aber am Thema vorbei. Menschen die E-Books ausleihen, schätzen den Wert, den das Lesen, das sich Weiterbilden hat. Die brauchen sie nicht mehr erreichen. Wen sie erreichen müssen, sind die Kinder, in deren Elternhaus Vorlesen, heranführen an Bücher nicht mehr stattfindet. Das ist mittlerweile eine gesellschaftliche Aufgabe für Kitas, Schulen und Bibliotheken geworden. Und für die Gewinnung neuer Leserinnen und Leser brauchen sie neue Methoden, mehr Räumlichkeiten und andere Angebote. Was so in der alten Bibliothek nur begrenzt möglich ist. Wer nicht sieht, dass uns ein drittel einer ganzen Generation in Bezug auf Lesen, Verwurzelung in unserer Kultur, Historie verloren geht, der denkt nicht nachhaltig.
Hans Jonas: Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.
Aus diesen Gründen haben wir uns für einen Neubau ausgesprochen. Und im Gegensatz zur Ampel für den Standort 6 am Kulturhügel entschieden, weil an der oberen Hindenburgstraße der Platz zu klein ist und weil nach den ersten Vorlagen es städtebaulich eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung wäre.
Finanzierung
Nun werden die hohen Kosten einer neuen Bibliothek ins Feld geführt.
Unsere Haltung dazu ist, wenn die Notwendigkeit einer Maßnahme feststeht, dann müssen auch Wege gefunden werden, diese Maßnahme zu finanzieren. Dr. Jansen Winkel hat für die Ampel in der letzten Ratssitzung ein Finanzierungsmodell vorgelegt, dass nachhaltig wirkt. Weil nämlich nachgewiesen der Neubau langfristig günstiger ist als die Sanierung. Dies wurde in der Öffentlichkeit als unseriös dargestellt. Unseriös und absolut nicht nachhaltig sind solche Aussagen, dass eine energetische Sanierung am alten Standort nicht lohne, weil die sich erst nach 30 Jahren rechne. Das ist ihre Denkweise. Die Umwelt in Form von CO² Belastung und Energieverschwendung kann ruhig belastet werden. Das wir ein Klimakonzept haben, dass ganz andere Aufgaben stellt, spielt dann keine Rolle. Und unseriös sind auch ihre Klagen über die Kosten. Als eine Straßenstück von 700 Metern in Höhe von 19 Millionen Euro beschlossen wurde – mit den Stimmen der Neubaugegner – da war nicht die Rede von Verschwendung von Steuergelder. Im Interesse der Autovorrangpolitik war das für sie notwendig.
Dr. Jansen-Winkeln hat ja neulich mal im Hauptausschuss ausgeplaudert, wie der Deal mit den Krediten für Borussia gelaufen ist. Wo die Stadt einen Kredit aufnehmen muss und den teurer bezahlt als Borussia. Wo Baufelder zur Senkung der Kosten für das Stadion an einen Bauträger abgegeben wurden.
Das Argument von Herr Besten zur Überzeugung von Dr. Jansen Winkeln war: „Das sind Zukunftsinvestitionen.“
Genauso sehen wir das auch. Wir geben lieber Geld aus für zukunftsträchtige Investitionen in die Köpfe unser Kinder als in Beton und Teer.
Und was die Finanzierung angeht, so können ja noch weitere Quellen erschlossen werden. Statt 70:30 bei der Sparkasse 50:50. Die Sparkasse wird dadurch nicht arm.
Bürgerentscheid
DIE LINKE hat schon in der letzten Ratssitzung vorgeschlagen, Angesichts der Bedeutung dieser Thematik eine breite Diskussion über eine Bibliothek mit Zukunft in Form eines Bürgerbegehrens zu führen. Insofern werden wir uns auch für einen Ratsbürgerentscheid aussprechen.
Jedoch nicht heute, weil noch diverse Fragen offen sind.
Die juristische Bewertung mit dem Grundstück Blücherstraße, wenn es dort keine Bücherei mehr gibt.
Die Frage der Kosten der Auslagerung der Sammlungen und nur zwei zu nennen.