Die Linksfraktion sieht sich durch ein aktuelles Gutachten zur Immerather Mühle bestätigt, dass diese zu erhalten gewesen wäre. Dies hatte schon früh das Rheinische Mühlen Dokumentationszentrum (RMDZ) festgestellt[1]. Trotzdem beharrten RWE und die Stadt Erkelenz auf ihrer Aussage, dass die Mühle von Hausschwamm befallen sei. Dazu beriefen sie sich mehrfach auf ein unter Verschluss gehaltenes Gutachten. Inzwischen wurde aber der Schutt der Mühle im Auftrag von RWE untersucht und es konnte kein Hausschwamm nachgewiesen werden[2].
DIE LINKE ist sich sehr wohl bewusst, der Hausschwamm war nie das einzige Argument für einen angeblich nötigen Abriss. „Es wurde auch auf die schlechte Bausubstanz hingewiesen, die auch wir nie schön geredet haben“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Torben Schultz, „Nur wurden zum Mauerwerk Behauptungen von einem mit Schutt gefüllten Hohlraum aufgestellt, die durch alle Beobachtungen beim Abriss widerlegt wurden. Die Glaubwürdigkeit von RWE und der Stadt Erkelenz hat also nun erneut einen herben Dämpfer bekommen. Vielmehr wird deutlich, dass es beiden am Willen fehlte und sie unter allen Umständen den Abriss durchsetzen wollten.“
Die Linksfraktion weist darauf hin, dass die Mühle noch in den Jahren 1977 und 1979 saniert wurde und der Rat 1981 feierlich das Müllergelübde zum Erhalt der Mühle abgab[3]. Danach erschien der Stadt Erkelenz aber wohl eine Rettung vor dem Tagebau unmöglich und so wurde die Mühle dem Verfall preisgegeben. Dabei wäre ein Abbau und Wiederaufbau an anderer Stelle möglich gewesen, wie auch das RMDZ noch feststellte. Durch die Leitentscheidung von 2016 steht die Mühle genau auf der Grenze des zukünftigen Tagebaus, so dass nicht mal mehr ein Erhalt an Ort und Stelle ausgeschlossen war. Nicht zuletzt die noch tagende Kohlekommission könnte ganz neue Grundlagen schaffen.
„2018 war ein schmerzhaftes Jahr für Immerath und die Region“, meint Torben Schultz, „Der Verlust des Immerather Doms vor etwas über einem Jahr und dann im Herbst der unnötige Abriss der Mühle führen uns allen die kulturelle Zerstörungskraft des Tagebaus vor Augen. Das Leid der vertriebenen Menschen ist noch mal ungleich schlimmer und die Natur ist unwiederbringlich verloren. Dass nun aber deutlich wird, dass RWE seinen Raubbau auch auf Lügengerüsten aufbaut, sollte uns allen eine Warnung sein. Auch Mönchengladbach ist über RWE-Aktien, NEW-Anteile und den Zweckverband eng mit dem Energieriesen verbandelt. Es ist höchste Zeit sich von so einem Partner zu trennen.“
Detailliertere Betrachtung:
Die Stadt Erkelenz und RWE haben immer wieder betont, dass ein Erhalt der Immerather Mühle nicht möglich ist. Einer der genannten Gründe war, dass angeblich der Hausschwamm in der Bausubstanz sitzt. Nach dem unangekündigten Abriss der Mühle am 18.10.2018 wurde RWE in den Medien zitiert, dass sie die Reste der Mühle „beproben“ werden. Dabei benannte der RWE Pressesprecher Guido Stephan als Grund, dass bei Hausschwamm die Reste gesondert entsorgt werden müssen[4]. Der zweite RWE Pressesprecher Olaf Winter nannte hingegen als Grund, dass der Stadt Erkelenz einzelne Bauteile zu Ausstellungszwecken überlassen werden und diese nicht befallen sein dürfen[5]. Der Fraktionsvorsitzende Torben Schultz fragte am 30.10.2018 im Zweckverband Tagebaufolgelandschaft in öffentlicher Sitzung nach den Gutachten. Der Anwesende RWE Vertreter sicherte zu, das Gutachten den Mitgliedern zukommen zu lassen. Seine Antwort vermittelte auch, dass das Gutachten bereits vorläge. Nun wurde Schultz auf Nachfrage am 21.12.2018 ein Gutachten vom 08.12.2018 zugeschickt, dem eine Ortsbesichtigung am 02.11.2018 zu Grunde lag. Es wird besonders herausgestellt, dass nur die „am besten erhaltenen Teile“ untersucht wurden. Dies Gutachten stellt an keinem der untersuchten Teile Hausschwamm fest. Weiter werden keinerlei Hohlstellen im Holz festgestellt. Ein grundsätzliches Gutachten des gesamten Schutts, wie Herr Stephan es angekündigt hatte, scheint es nicht zu geben, da es Schultz trotz Nachfrage nicht übersandt wurde und der Schutt der Mühle bereits regulär entsorgt wurde. Das bestätigt also noch mal, dass es den immer herangeführten Hausschwamm nicht gab.
Dieser Ablauf legt schlüssig klar, dass RWE zumindest mit Halbwahrheiten argumentiert hat und in keiner Weise bereit war, die Mühle zu retten. Dies hätten die Stadt Erkelenz und die untere Denkmalbehörde erkennen müssen, dann hätte die Mühle gerettet werden können. Offen bleibt an wie vielen anderen Stellen Kommunen und Behörden zum Vorteil von RWE auf durchsetzbare Ansprüche verzichtet haben.
Quellen:
1: Gutachten RMDZ aus 5/2018: http://www.linksfraktion-mg.de/images/stories/docs/20180517_rmdz_immerather_muehle_gutachten.pdf
2: Aktuelles RWE Gutachten: http://www.linksfraktion-mg.de/images/stories/docs/Gutachten%202082018.pdf
3: Müllergelübde: http://www.linksfraktion-mg.de/images/stories/docs/zweckverband_antrag_immerather_muehle_screen_2.jpg
4: Aachener Nachrichten: Die Trümmer bleiben erst einmal liegen, denn es besteht der Verdacht, dass die Hölzer vom Hausschwamm, einem holzzerstörenden Pilz, befallen sind. Dann wäre der Schutt kontaminiert und müsste gesondert entsorgt werden. „Die Proben werden derzeit untersucht“, sagt Guido Steffen, Pressesprecher der RWE Power.
https://www.aachener-nachrichten.de/lokales/heinsberg/rwe-power-reisst-immerather-muehle-ab_aid-33826161
5: Rheinische Post: Ebenfalls an die Stadt weitergegeben werden sollen zur Erinnerung einzelne Bestandteile der Mühle. Dies hatte sich Erkelenz beim Verkauf zusichern lassen. „Allerdings besteht die Vermutung, dass sich Hausschwamm in dem Gebäude ausgebreitet hat“, berichtete Olaf Winter am Donnerstag. „Dieser wäre meldepflichtig, weshalb das Abbruchmaterial zunächst noch geprobt werden muss.“
https://rp-online.de/nrw/staedte/erkelenz/erkelenz-rwe-power-reisst-immerather-muehle-wegen-tagebau-garzweiler-ii-ab_aid-33806975