Nach 20 Jahren der politischen Arbeit in der Bezirksvertretung Odenkirchen und im Stadtrat hat sich Rolf Flören aus der vordersten Reihe verabschiedet. Wer Rolf kennt, weiß um die vielen parlamentarischen und außerparlamentarischen Aktivitäten, mit denen er linke Kommunalpolitik in Mönchengladbach geprägt hat.
Und wer Rolf kennt, weiß auch: "Das war es noch lange nicht!"
Doch erstmal wird Rolf die Schwerpunkte anders setzen, das nahmen Partei und Fraktion DIE LINKE. Mönchengladbach zum Anlass, im Rahmen eines Empfangs die Zeit Revue passieren lassen.
Eine Rückblende ließ Rolfs erste Wahl 1989 in die Bezirksvertretung Odenkirchen, damals für die DKP, wieder aufleben. Zeitzeugen und Bilder berichteten über seine Zeit als fraktionsloses Mitglied im Rat der Stadt Mönchengladbach (2002) und die Gründung der LiLO - Linke Liste Mönchengladbach - für die er ab 2004 im Stadtrat saß.
Viele Menschen aus Politik und sozialen Bewegungen kamen und genossen mit Rolf gemeinsam diese Zeitreise. Im folgenden präsentieren wir einige Bilder und die Rede von John Barrawasser. Die Presseberichte zum Rücktritt finden sie hier im Bereich Pressespiegel.
Verabschiedung von Rolf Flören aus der Arbeit in Bezirksvertretung und Stadtrat (5.März 2o1o)
Beitrag von Walburga und John
Walburga und ich hatten unsere Kindheit und Jugend in Odenkirchen verbracht. Wir kannten Odenkirchen gut. Als wir nach dem Studium in Köln und nach ersten Berufsjahren im Zentrum von Mönchengladbach 1981 wieder nach hier zurückkehrten, kamen wir deshalb nicht freiwillig. Entscheidend war, dass unsere beiden Kinder, die wir schon hatten, und die anderen, die wir noch bekommen wollten und auch bekamen, hier genug Platz und Auslauf hatten.
Wir kamen damals aus einer sehr lebendigen, politisch und gesellschaftlich kritischen Szene um die Friedensbewegung und die Gladbacher Hauptpfarre, die auch unter dem Namen "Rote Kapelle" bekannt war. Die das sagten, verstanden das als Schimpfwort – für uns war es ein Kompliment.
Wir hatten uns darauf eingestellt, pendeln zu müssen, um Kontakt zu Gleichgesinnten zu behalten.
Aber in Odenkirchen gab es die DKP – das machte uns neugierig. Im Nierskurier war zu lesen, was die Gruppe dachte und machte, aber der Funke sprang vor allem über bei den legendären Nierskurierfesten.
Eine Gallionsfigur ist nicht das ganze Schiff, aber die Gallionsfigur ist etwas, was ganz besonders nach außen wirkt und wahrgenommen wird. Der umtriebige Rolf war eine solche Gallionsfigur. Wir kamen aufeinander zu, fanden uns offensichtlich sympatisch und ein Funke war übergesprungen. Das führte noch nicht zu konkreter Mitarbeit, aber zu einer solidarischen Begleitung dessen, was Rolf in und für Odenkirchen tat.
Die Zeiten änderten sich. 1989-9o hätte aus der Wende das Ende werden können – aber genau das durfte nicht sein! Und so kam es dazu, dass sich 1992 eine kleine bunt gemischte Gruppe zusammenfand, um die Arbeit der DKP in Odenkirchen in einer anderen Form fortzuführen – die Geburtsstunde der LiLO.
Von Beginn an faszinierend und kennzeichnend war dabei das unideologische, nie dogmatische Miteinander von Menschen, die unterschiedliche Wurzeln, aber ähnliche Ziele hatten und vielleicht gerade deshalb etwas aufbauen konnten, was für unsere Stadt – glaube ich – ziemlich einmalig war.
Die Geschichte der LiLO ist eine Erfolgsgeschichte, an der Rolf maßgeblichen Anteil hat. Politik am Küchentisch (der auch später noch einmal zu erwähnen sein wird), mit einer Handvoll Leuten, ganz klein begonnen, befeuert vor allem von Rolfs ungebremsten Visionen und seinen ansteckenden Ideen (und wesentlich auch unterstützt von Helmuts systematischer und eher sachlicher Arbeit – das sollte auch gesagt werden); Politik, die kontinuierlich zuerst im Stadtteil und dann in der Stadt bekannter und erfolgreicher wurde. Das wissen wir, glaube ich, und es ist nicht nötig, das jetzt durch Zahlen zu belegen.
Erfolgreich war die LiLO aber nicht nur durch Ideen, sondern auch durch Zuhören und Beraten, durch Präsenz und klare Ziele und durch ganz handgreifliche Arbeit, durch Hüpfburgen-Aufblasen und Zeitungen verteilen. Ganz viel davon hat Rolf persönlich gemacht und seine Fähigkeit, gewissermaßen `hemmungslos´ auf Menschen zu zu gehen, hat Vertrauen und Akzeptanz geschaffen.
Einen kleinen persönlichen Aspekt möchte ich ergänzen: Kinder tun nicht immer das, was Eltern sich wünschen, manchmal tun sie extra das Gegenteil. Natürlich lag es uns am Herzen, unseren Töchter unsere politischen und gesellschaftlichen Werte zu vermitteln. Dass das weitgehend gelungen ist, daran hatten die Nierskurierfeste, die LiLO-Treffen bei uns zu Hause und ganz gewiss auch der Zauberer Florian als Sympathieträger einer linken Lebenseinstellung ihren Anteil. An einem der besagten Küchentische entspann sich außerdem eine Beziehung, mit der die Arbeit der Linken von Mönchengladbach bis in die Bezirksvertretung von Hamburg – St.Pauli exportiert wurde.
Das, was ich jetzt in ganz kurzen Worten geschildert habe, könnte alleine schon als Lebenswerk bezeichnet werden. Aber das klingt so resümierend, so abschließend und davon wollen wir heute überhaupt nicht reden.
Wenn man nicht alles wörtlich nimmt, was man dort liest, dann ist die Bibel ein kluges Buch. Dort steht der Satz "Alles hat seine Zeit und für Jegliches unter dem Himmel gibt es seine Stunde" – das finde ich richtig und darum ist das, was wir heute hier feiern Abschied, aber nicht Ende.
Ich sehe es eher als einen Zwischenstopp. Wir halten kurz an, um am Wegesrand ein paar Lorbeeren zu pflücken und sie Dir, lieber Rolf, zu überreichen. Aber dann halt sie gut fest, damit sie nicht wegfliegen, denn der Zug der Zeit nimmt wieder Fahrt auf und Du sitzt immer noch mit drin.
Und das ist gut so !
John Barrawasser
Viele BesucherInnen kamen
Auch ein Treffen der Generationen