Mit dem Schulentwicklungsplan legt die Verwaltung auf den ersten Blick die Erfüllung langjähriger Forderungen der Linksfraktion nach mehr Gesamtschulplätzen vor. Doch im Detail lässt sich die Verwaltung nach Ansicht von DIE LINKE mehr durch die finanzielle Situation leiten, denn durch den Anspruch auf gute Bildung. Weiter lässt die schon öffentliche geäußerte Kritik den Verdacht aufkommen, dass die Verwaltung absprachen mit den Schulen vermieden hat. „Wir haben uns nun im Rahmen unser Möglichkeiten mit Gesamtschul-Lehrenden zusammengesetzt und sind zu einem kompletten Gegenentwurf gekommen“, sagt der Schulpolitische Sprecher Johannes Frommen, „Doch unser Konzept versteht sich nicht als in Stein gemeißelt, sondern als neue Gesprächsgrundlage mit den Schulen.“
DIE LINKE versucht die Bildung von weit entfernten Dependancen zu vermeiden, was nahezu der einzige Lösungsansatz der Verwaltung ist. Dafür wird ein Zweistufiger Ansatz vorgelegt. Im ersten als „Sofortmaßnahmen“ bezeichneten Teil sollen in bis zu drei Jahren zwei Hauptschulen in Gesamtschulen gewandelt werden, eine derzeitige Realschule in eine fußläufig erreichbare Dependance zur bestehenden Gesamtschule werden und eine Hauptschule wie schon im Verwaltungsvorschlag der Gesamtschule auf gleichem Gelände zugeschlagen werden.
Im zweiten Teil will DIE LINKE mittel- bis langfristig eine weitere Gesamtschule neu bauen und kommt da mit einem interessanten Vorschlag. Gerüchten zufolge könnte gegenüber der Hochschule auf dem Gelände des Polizeipräsidiums eine Polizeischule entstehen. Ob dem so ist oder nicht, hätte es nach Linker Ansicht Charme, eine Gesamtschule in Hochschulnähe zu schaffen und das Gelände würde für beides genug Platz bieten. Damit würde sich zwischen den zwei Zentren Gladbach und Rheydt ein neues Zentrum der Bildung etablieren und erst recht den allseits gewünschten Bahnhof „Hochschule“ rechtfertigen.
„Wir haben nie behauptet, dass mehr Gesamtschulplätze 'billig' zu haben sind“, sagt der Fraktionsvorsitzende Torben Schultz, „Aber wer sowohl in Quantität wie in Qualität wachsen will darf bei Bildung nicht sparen!“
Im besonderen weist DIE LINKE darauf hin, dass die Verwaltung gar nicht die Kosten benennt die in die Reaktivierung von maroden, ungeeigneten Gebäuden fließen müssten. Die nun vorgeschlagene sinnvollen Erweiterungs- und Neubauten könnten in Anbetracht der Kostenexplosion bei der Gesamtschule Stadtmitte durchaus genauso teuer werden, bieten aber vor allem eins: Qualität!
Beurteilung der Linken des Schulentwicklungsplan im Detail:
Die Verwaltung legt mit dem Schulentwicklungsplan Sekundarstufe I ein umfangreiches Werk vor, das mit viel Zahlenmaterial alle Aspekte beleuchtet. So wird unter anderem auch auf Inklusion und die Integration der Geflüchteten eingegangen. Zu begrüßen ist die Berücksichtigung des langjährig vernachlässigten Elternwillen nach mehr Gesamtschulplätzen. Doch der Lösungsvorschlag jedoch wird lediglich als Zahlenwerk auf dem Papier schlüssig.
Es wird eine Gliederung in „Nord“ und „Süd“ vorgenommen, die Vitusstadt sollte aber mindestens in „Nord“, „Ost“, „Süd“ und „West“ gegliedert werden, so wie auch die Bezirksvertretungen. Besser noch sollte beim Thema Schulen die gleichmäßige Verteilung auf der Landkarte genommen werden. So entsteht Beispielsweise das Bild, dass es im „Norden“ derzeit noch drei Hauptschulen gibt. Fakt ist aber, dass davon eine in Neuwerk, also im Bezirk „Ost“ liegt und eine in Rheindahlen, also im „Westen“. Diese fehlende Aufgliederung kann zu falschen Schlüssen führen.
Weiter erscheint es so, dass die Verwaltung bei diesem wichtigen Thema die Schulen und die Lehrenden zu wenig eingebunden hat. Nur so lässt sich die schon öffentlich gewordene Kritik erklären. Damit einher geht dann auch das fehlende Gespür für die Konsequenzen, die der Verwaltungsvorschlag hat. Das ausschließliche setzen auf die Bildung von Dependancen ist die Folge. Dadurch werden aber zum einen die Lehrenden durch das teils mehrfache, tägliche pendeln zwischen den Standorten immens belastet. Somit wird dann auch das Aufstellen der Stundenpläne schwierig. Und zum anderen setzt das System Gesamtschule auf einen Austausch zwischen älteren und jüngeren Schülern, was die horizontale Teilung der Dependancen schwierig macht, also das ausgliedern nach Jahrgängen. Die vertikale Teilung hingegen, also verhindert gemeinsame Kurse innerhalb eines Jahrgangs.
Gänzlich ad absurdum geführt wird der Verwaltungsvorschlag, wenn sich die Entfernungen angeschaut werden. So soll beispielsweise Hardt und Rheindahlen eine Schule bilden, Volksgarten mit dem ehemaligen Hephata-Hauptgelände und Mühlfort mit Rheydt Mitte. Zusätzlich ist die Gebäude Substanz teils anzuzweifeln und die Eignung für eine Gesamtschule mit Ganztag und Mittagsverpflegung fehlt gänzlich.
Im Fazit scheint die Verwaltung sich mehr durch die finanziellen Auswirkungen leiten zu lassen, als durch den Anspruch an gute Bildung. Und das, obwohl die Verwaltung gar keine Kosten benennt und so offen bleibt, wie viel die Nutzung alter Gebäude gegenüber Neu- und Erweiterungsbauten wirklich spart.
Und so kommt DIE LINKE zu einem kompletten Gegenentwurf, der ein Paket als mögliche „Sofortmaßnahmen“ schnürt, die binnen ein bis drei Jahren umsetzbar sind. Ergänzt wird dies durch ein Mittel- bis Langfristig umzusetzenden Neubau einer Schule. Das so entstandene Zweistufige Konzept versteht sich allerdings nur als Diskussionsgrundlage um damit mit den Schulen und Lehrenden ins Gespräch zu kommen.
Die „Sofortmaßnahmen“ sehen zwei Umwandlungen von derzeitigen Hauptschulen in Gesamtschulen vor. Weiter eine Erweiterung auf gleichem Gelände und nur noch eine Bildung von einer Dependance:
- Die bisherige Hauptschule Rheindahlen liegt auf dem gleichen Gelände wie das Gymnasium. Hieraus eine Dependance mit Hardt zu bilden macht keinen Sinn. Viel mehr sollte hier die Hauptschule schnellstmöglich auslaufen und eine neue Gesamtschule mit vier Zügen gegründet werden. Dafür werden Erweiterungsbauten nötig, für die der Platz da ist. Im Übergang können Synergieeffekte mit dem Gymnasium genutzt werden. Im Kern hat Rheindahlen schon jetzt ein Schulzentrum, dass den Ansprüchen gerecht wird.
- Die Hauptschule Kirschecke hat sich schon mehrfach interessiert gezeigt für neue Konzeptionen. Hier könnte die Hauptschule auslaufend in eine Gesamtschule gewandelt werden.
- Die Hauptschule Neuwerk liegt auf einem Gelände mit der Gesamtschule. Wie auch im Verwaltungsvorschlag benannt macht es Sinn hier die Hauptschule auslaufen zu lassen und die Gesamtschule um zwei Züge zu erweitern. Damit wäre die Gesamtschule an dem maximalen Größenlimit die eine Gesamtschule haben sollte. Und die schon jetzt geringeren Anmeldezahlen im Norden sind bekannt. Dem aber setzt schon jetzt die Schule eine Schwerpunktbildung im Bereich Mathe, Physik und Handwerk entgegen. Diese Schwerpunktbildung muss politisch unterstützt werden, denn auch der Wirtschaft fehlt genau diese Ausprägung.
- Die Realschule Volksgarten liegt deutlich näher an der Gesamtschule als die von der Verwaltung vorgeschlagene Dependance in Mönchengladbach-Stadtmitte. Deswegen sollte die Realschule auslaufend aufgelöst werden und zur Fußläufig erreichbaren Dependance der jetzigen Gesamtschule werden.
Mit diesem Vorschlag könnten bis zu zwölf neue Züge für Gesamtschulplätze binnen drei Jahre geschaffen werden. Dabei wird weitestgehend berücksichtigt, dass Gesamtschulen im Idealfall aus 1/3 Schüler*innen mit Hauptschul-Empfehlung, 1/3 mit Realschul-Empfehlung und 1/3 mit gymnasial Empfehlung bestehen sollten. Deswegen soll schon jetzt die erste Realschule geschlossen werden, doch es wird auch offen gehalten, dass es langfristig auch gilt Gymnasien sinnvoll zu schließen. Dies könnte zum Beispiel in Rheindahlen passieren wo die zwei Schulformen nach diesem Vorschlag schon auf einem Gelände zusammenwachsen.
Da allerdings auf die Nutzung alter Gebäude im städtischen Besitz verzichtet wird und damit Wege verkürzt werden, muss das Geld statt in die Sanierung maroder Bauten zu stecken etwas mehr Geld in die Hand genommen werden um passgenaue Erweiterungsbauten zu schaffen.
Die zweite Säule im Vorschlag ist der Neubau einer Gesamtschule um nicht nur jetzige Schulformen umzuwandeln sondern wirklich neue Plätze zu schaffen und so auch dem Ziel „MGplus – wachsende Stadt“ gerecht zu werden. Hier bietet sich das freiwerdende Gelände des jetzigen Polizeipräsidiums an. Immer wieder kommt das Gerücht auf, dass dort eine Polizeischule entstehen soll und so Synergien zur gegenüberliegenden Hochschule zu nutzen. Genau daran knüpft der Neubauvorschlag an. Eine Gesamtschule mit Nähe zur Hochschule und möglicherweise mit einer Polizeischule als Nachbar würde ein Bildungs-Zentrum inmitten der Stadt schaffen.
Damit würde zugleich die Forderung nach einem neuen Bahnhof „Hochschule“ untermauert und das geographische Zentrum von Mönchengladbach bekäme eine wichtige Stadtplanerische Bedeutung die in die zwei Innenstädte Gladbach und Rheydt Wirkung entfalten würde.
DIE LINKE versteht dies Konzept als neue Diskussionsgrundlage, nicht als in Stein gemeißelten Antrag.